
Die chinesische Akupunkturlehre kennt neben äußeren
Einflüssen auch negative Emotionen als krankheitsverursachende Faktoren. Dies
ist insofern erstaunlich, als damit bereits vor Jahrtausenden eine sehr
differenzierte psychosomatische Medizin geschaffen wurde, die ihrer Zeit weit
voraus war. Im wesentlichen werden dabei fünf den Elementen zugeordnete Gemütsbewegungen
unterschieden.
1. Angst: Sie gehört zum Element Wasser. Die
Angst schadet den Nieren. Schwache Nieren bedeuten Ängstlichkeit. Viele
Menschen sind ängstlich, weil eben ihre Nierenenergie sehr schwach ist.
2. Zorn: Er wird dem Element Holz zugeordnet.
Jeder Wutanfall schwächt die Leberenergie und bereitet dadurch schwere
Erkrankungen vor. Viele Gallenblasensteine sind darauf zurückzuführen.
Gelbsucht kann sogar durch wiederholte Wutausbrüche ausgelöst werden. Zudem
sind gewisse Schlaganfälle darauf zurückzuführen.
3. Grübeln: Zuviel Nachdenken und Grübeln hat
Einfluß auf das Element Erde. Die Sorgen schaden der Milz. Dabei entstehen
Erkrankungen, die der Milzfunktion (Anmerkung: der Funktion des
Milz-Pankreas-Meridians mit seinem gekoppelten Meridian Magen) entsprechen, also
der Verdauungsfunktion. Viele Magengeschwüre sind daher auf Sorgen zurückzuführen.
Bei Sorgen kommt es nicht nur auf die tatsächlichen Sorgen an, sondern auch auf
die Reaktion des Patienten. Viele Leute neigen dazu, sich über alles Sorgen zu
machen. Sie haben Mühe, aus diesem krankmachenden Kreis herauszukommen:
Einerseits schaden Sorgen der MiIz, andererseits ist eine schwache Milz für
Sorgen anfälliger.
4. Traurigkeit: Sie gehört zum Element Metall.
Guido Fisch schreibt: "Traurigkeit schadet den Lungen. Dies dürfte wohl
einer der wesentlichsten Faktoren bei Lungenerkrankungen sein. Die meisten
Lungenkranken haben öfters Anfälle von Traurigkeit. Umgekehrt bedingt schwache
Lungenenergie meist Traurigkeit, und man kann häufig bei den depressiven Zuständen
eine deutliche Schwäche im Lungenmeridian feststellen."
5. Freude: Sie hat Einfluß auf das Element
Feuer. Dass die Freude dem Herzen schadet, ist uns bekannt - denken wir doch nur
an die häufig auftretenden Herzerkrankungen durch Freude. Es gibt sehr viele
Menschen, die gesund sind, solange sie streng arbeiten. Bei einer Entspannung
aber, wie Ferien, Mittagessen, Geburtstag, machen sie einen Infarkt durch. Ein
übermäßiges Ausleben von Gefühlen zehrt an den Energien des Feuerelements
und führt auf Dauer zu deren Erschöpfung.
Zu einem Übermaß an Emotionen werden auch der akute
Schreck und die krankhafte Schreckhaftigkeit gerechnet, die somit zum
Element Feuer und nicht, wie die chronische Angst, zum Element Wasser gehören.
Ein Mangel an Energie im Element Feuer bewirkt einen
Mangel an Freude; die Folge ist eine Depression. Diese unterscheidet sich
jedoch von der dem Element Metall zugeordneten Traurigkeit, die einen eher
melancholischen Charakter trägt und auch beschrieben wird als ein Gefühl, das
man bei einer Trennung empfindet. Die "Herz-Depression" dagegen beruht
auf einem Fehlen an überschießender Lebensfreude.

Die äußeren Krankheitsursachen beinhalten
klimatische Einflüsse, die ebenfalls den fünf Elementen zugeordnet werden:
1. Wind
- schädigt das Holz
2. Hitze - schädigt das Feuer
3. Feuchtigkeit - schädigt die Erde
4. Trockenheit - schädigt das Metall
5. Kälte - schädigt das Wasser
Wirkt sich der schädigende Einfluß nur oberflächlich
aus, kommt es lediglich zu leichten Befindensstörungen und eher harmlosen
Beschwerden. Dringt die Schädigung auch in tiefere Schichten bis zum
Hauptmeridian oder gar dem zugeordneten Organ ein, so kommt es zu einer
ernsthaften Erkrankung.
Auch wenn äußere Einflüsse Gesundheitsstörungen
auslösen können, spielt dennoch die seelische Verfassung dabei eine erhebliche
Rolle. Gerhard J. Wertsch schreibt: "Gleichzeitig zu bedenken ist, daß die
Schädigungen, die durch innere Ursachen hervorgerufen sind, die
Gesamtabwehrkraft des Menschen schwächen. Dies gibt wiederum den äußeren
(kosmopathischen) Einflüssen die Möglichkeit, leichter in den Körper
einzudringen." Eine durch Angst "vorgeschädigte" Niere reagiert
wesentlich empfindlicher auf Kälte als die eines angstfreien Menschen.

Der Vollständigkeit halber seien noch die sonstigen- in der chinesischen Literatur auch als "Neutrale
Agenzien" bezeichnet - erwähnt. Es handelt sich um:
 |
Ernährungsfehler
 |
Überanstrengung
 |
sexuelle Exzesse
 |
Verletzungen
 |
Vergiftungen
 | Parasiten. |
| | | | | Für sie gilt ebenfalls die Tatsache, daß durch
negative Emotionen vorgeschädigte Organe wesentlich leichter erkranken als
gesunde.

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